Die Online-Liga des Deutschen Schachbundes startet, auch mit pfälzischer Beteiligung. Vor knapp fünf Wochen hätte ich mit einer solchen Beteiligung niemals gerechnet: Fast 250 Mannschaften treten in acht Ligen gegeneinander an. Heute Abend finden die ersten Kämpfe statt - ein Fragezeichen steht noch hinter der Technik.
Nach über drei Monaten Quarantäne-Schach beginnt heute Abend endlich die Deutsche Schach-Online-Liga (DSOL). Die Quarantäne-Ligen auf Lichess waren für meine TSG Eisenberg nicht von Erfolg gekrönt. Nach der Einteilung in Liga 5 spielen wir mittlerweile in der untersten Liga, gestern schafften wir die Vollendung:
Zu wenige Spieler, furchtbare Bedenkzeit – ich werde dieses 3+0 nicht mehr lernen -; weitere Ausreden in Arbeit. Doch ab heute haben wir eine neue Chance, wenn die DSOL losgeht. Immerhin zu siebt starten wir in die Gruppe A der vierten Liga und vielleicht geht sogar was. Der große Vorteil gegenüber der Quarantäne-Liga ist neben der langen Bedenkzeit, die mich nicht von der Zeitnot bewahren wird, dass die Spielstärkeunterschiede deutlich geringer sind. Und ich kann mich gegen berserkende 1100er nicht mehr lächerlich machen.
Gespielt die nächsten sieben Wochen, die ersten beiden Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für die nach dem Meisterschaftsgipfel stattfindende Finalrunde.
Sechs pfälzische Mannschaften am Start
Neben uns sind vier weitere Vereine aus der Pfalz vertreten. Der SK Ludwigshafen 1912 und der SK Landau starten in der ersten Liga. Die Schachfreunde Birkenfeld, die an der ausgefallenen Mitgliederversammlung in den PSB aufgenommen hätten werden sollen, starten in der fünften Liga. Mit uns in die 4. Liga Gruppe A ist die zweite Mannschaft von Ludwigshafen gelost worden; Post SV Neustadt spielt in der Gruppe C der vierten Liga.
Wir Eisenberger eröffnen heute Abend gegen den SK Paderborn II, die anderen Teams greifen im Laufe der Woche zum ersten Mal ein. Wer unseren Mannschaftskampf live verfolgen möchte, kann das hier tun. Die besten Chancen auf das Weiterkommen haben vermutlich die SF Birkenfeld, die nach DWZ die Gruppe B der ersten Liga anführen. Wir drücken natürlich allen pfälzischen Mannschaften die Daumen!
Das Captains-Meeting und das Bangen
Gegenüber den Quarantäne-Ligen auf Lichess steht hinter der DSOL, die auf dem Chessbase-Server gespielt wird, noch ein technisches Fragezeichen. Während bei Lichess zwei Klicks für die Teamkämpfe notwendig sind (zumindest für die Vereine und deren Spieler), gestaltet sich die Deutsche Schach-Online-Liga deutlich aufwendiger, insbesondere für den Mannschaftsleiter.
Vergangenen Freitag wurden die Mannschaftsleiter auf ihre Aufgaben vorbereitet; im Zoom-Meeting wurde unter anderem der Umgang mit der Software zum Aufsetzen des Mannschaftskampf gezeigt – wer da bisher die Quarantäne-Ligen auf Lichess gespielt hat, beißt natürlich rein: Einen Account auf der DSOL-Homepage, zwei Chessbase-Accounts. Einer zum Leiten, einer zum Spielen. Und im Idealfall sollen die beiden nicht auf dem gleichen Gerät laufen. Diejenigen, die mehrere Kämpfe gleichzeitig betreuen müssen, brauchen entsprechend zusätzliche Accounts. „Das ist mit Abstand schrecklichste, was ich diese Woche gesehen habe“ ist ein Original-Zitat aus dem Zoom-Chat, das Frank Riedel vom Brackweder SK als Überschrift für seinen Kommentar benutzt hat – Aufhänger auch bei den Perlen vom Bodensee.
Ob Riedels Kommentar inklusive Zitat dazu geführt hat, dass der Deutsche Schachbund seinen Bericht mit entgegenwirkenden 20 Zitaten geschmückt hat, kann ich nur vermuten. Sieht aber lustig aus.
Gefährlich im Chat wurde es als die Leitung erklärt wurde – anstatt dass mit einem normalen Start des Wettkampfes begonnen wurde, werden zuerst gefühlte 20 Minuten Spezialfälle besprochen. Verquerte Erklärungen führten zu einigen Verwirrungen im Chat, die komplizierte Bedienung bei Spezialfällen und Fehlern ließ einige die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und dann in die Tastatur hämmern. Ein Schachfreund erwägte gar den Rückzug seiner Mannschaft. Ich persönlich fürchte mich noch immer davor, dass ein komplettes Brett nicht anwesend ist (wen es interessiert: Seite 9 im DSOL-Handbuch); meine Mannschaftskollegen beten, dass mich niemand als Mannschaftsführer vertreten muss. Gleichzeitig ist aber die Hoffnung, dass das, was nach einem Monster aussieht, sich nicht als solches bestätigt. Traumhaft wurde es dann als ein Teilnehmer fragte, ob man sich als Spieler bei chess.com eingeloggt haben müsse.
Mein persönliches Highlight war aber, dass das Tragen von Kopfhörern während der Partie verboten werden sollte, Musik hören ist ausdrücklich erlaubt. Dies wurde dann aber schnell wieder zurückgenommen – die Wahl der Audioausgabe bleibt den Spielern überlassen!
Heute Abend zum Start wird es ein weiteres Zoom-Meeting für die Mannschaftsleiter geben. Dort wird das Aufstellen der Mannschaft und das Starten des Wettkampfes live gezeigt. Ich wünsche uns allen einen möglichst reibungslosen Start!